MAN Truck & Bus

Rollende Software-Plattform

Illustration einer Autobahn, die von einer Software gescannt und analysiert wird.

24.02.2022


Die E/E-Architektur in MAN Trucks ist nicht nur Voraussetzung für vernetzte und autonome Fahrzeuge – sie ermöglicht auch die weitere Transformation des Unternehmens und völlig neue Geschäftsmodelle.

Neben der Rechenleistung an Bord eines Lkws wird auch seine Vernetzung mit dem Flottenbetreiber immer wichtiger. Denn aktuelle Informationen über den Aufenthaltsort oder den Zustand des Fahrzeugs sind in der Logistik heute ebenso unverzichtbar wie die Möglichkeit, bereits vorhandene Funktionen auf den neuesten Stand zu bringen oder den Truck mit zusätzlichen Features auszustatten – und zwar möglichst per Mobilfunkschnittstelle „Over the Air“.

Heute ermöglicht das TBM3 (Telematik-Bordmodul 3) an Bord der MAN Lkws über den Mobilfunkstandard 4G den Datenaustausch mit der Cloud, in Zukunft wird das leistungsfähigere CM4 (Connectivity Module 4) über 5G Daten versenden und empfangen.

Zusätzlich zur Ausrichtung auf emissionsfreie Antriebe und vollautonome Sattelzugmaschinen stehen diese Vernetzung über eine Cloud und die Entwicklung passender digitaler Kundenservices im Fokus der strategischen Stoßrichtung „Smart Innovator“.

„Dank der Vernetzung können wir beispielsweise aktuelle Verkehrsinformationen speziell für Trucks in die Fahrzeuge senden oder Messwerte der Fahrzeugsensorik abrufen, etwa zum Zustand der Bremsscheiben, zum Füllstand der Betriebsflüssigkeiten wie Kraftstoff oder AdBlue sowie zum Ladezustand der Batterien“, berichtet Thomas Michelbach, Hauptabteilungsleiter fahrzeugnahe digitale Produkte und Services bei MAN. „Unsere Kunden profitieren von einer größeren Transparenz und von einer gestiegenen Uptime durch vermiedene Werkstattbesuche – weil wir in der Zukunft Fehler aus der Ferne per Software-Update oder Remote Repair beheben können.“

Dank der Vernetzung können wir beispielsweise aktuelle Verkehrsinformationen speziell für Trucks in die Fahrzeuge snden oder Messwerte der Fahrzeugsensorik abrufen.

Thomas Michelbach – Hauptabteilungsleiter fahrzeugnahe digitale Produkte und Services bei MAN
Eine Infografik über die Funktionsweise der E/E-Architektur.

Maximale Transparenz dank permanenter Vernetzung: MAN Lkws sammeln heute Daten von Sensoren und Steuergeräten, sodass die Flottenbetreiber auf der Rio-Plattform aktuelle Informationen über Geschwindigkeit, Tankfüllstand, Fahrerwechsel, Fahrbeginn und -ende oder Grenzübertritte abrufen können. All diese Funktionen sind nur möglich, weil die zentrale E/E-Architektur Zugriff auf alle Messwerte hat und über ein Konnektivitätsmodul mit der Cloud verbunden ist.

TRUCKS ALS ROLLENDE SOFTWAREPLATTFORMEN

Die Umsetzung solcher innovativer Dienste wird durch die zentrale E/E-Architektur enorm erleichtert. Denn viele dieser Services müssen auf Funktionen zurückgreifen, die früher auf viele einzelnen Steuergeräte verteilt waren, inzwischen aber alle auf dem CVM laufen. Und der Bedarf an neuen Features wird in Zukunft weiter zunehmen: Während die Lkws heute zum Datenaustausch mit der Cloud vernetzt sind, werden sie in einigen Jahren zu einer rollenden Software-Plattform, auf deren Funktionen man über Funk zugreifen kann. „Das ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle“, so Michelbach. „MAN könnte künftig Transportlösungen anbieten, statt ausschließlich Fahrzeuge zu verkaufen.“ Dazu müssen die Trucks beispielsweise die gefahrenen Kilometer aufzeichnen und selbstständig per App mit dem Kunden abrechnen.

Mit den neuen Funktionen werden auch die Datenmengen steigen, die die Fahrzeuge mit der Cloud austauschen. Während die rund 250.000 vernetzten MAN Fahrzeuge heute jeweils zwischen 5 und 50 Megabytes pro Tag senden oder empfangen, dürfte die weitere Digitalisierung und Elektrifizierung des Antriebsstrangs ab 2025 für eine Steigerung auf mehr als 100 Megabytes sorgen – unter anderem, weil kontinuierliche Software-Updates und neue digitale Funktionen wie das Bezahlen an der Ladesäule hinzukommen. Einen Sprung bei der Datenverfügbarkeit und -übertragung werden die ersten Schritte in Richtung Automatisierung bringen, die 2027 auf dem Programm stehen. Am Ende der Produktentwicklung rechnet Michelbach mit bis zu 2 Terabytes pro Tag und Truck in der Datenverfügbarkeit, übertragen werden weniger Daten je nach aktueller Situation und Anwendungsbereich über Technologien wie 5G, 6G oder Wifi.

INTELLIGENTE SERVICES ÜBER DIE CLOUD

Am Ende dieser Entwicklung dürfte der Lkw dank konsequenter Digitalisierung kaum mehr wiederzuerkennen sein. Aus einem vom Menschen gesteuerten Truck könnte in rund zehn Jahren ein rollendes Rechenzentrum geworden sein, das vollständig geschäftsfähig ist.

MAN ist auf diese Zukunft gut vorbereitet, denn mit der innovativen E/E-Architektur hat das Unternehmen den Grundstein für weitere Entwicklungen gelegt. „Dadurch können wir in den kommenden Jahren schnell neue digitale Services und Software-Bausteine auf den Markt bringen und die Arbeit unserer Kunden erleichtern“, so Michelbach. „Außerdem setzt MAN für den Betrieb intelligenter Applikationen schon lange auf die Cloud – auch bei diesem Thema sind wir schon sehr weit.“

Text: Christian Buck

Fotos: Shutterstock/metamorworks | Niko Wilkesmann (Grafik)

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