23.04.2024
MAN hat die erste Autobahnfahrt eines autonomen Lkw in Deutschland erfolgreich durchgeführt. Bereits 2025 folgen erste Tests im Hub-to-Hub-Verkehr in typischen Kundenanwendungen.
Es kommt nur selten vor, dass einem Lkw bei der Einfahrt auf einen Autobahnrastplatz spontan Applaus entgegenschlägt. Aber „Calypso“ hat sich diesen Empfang Mitte April 2024 auf dem Rasthof Fürholzen an der A9 redlich verdient: Das Versuchsfahrzeug vom Typ MAN TGX ist gerade rund zehn Kilometer autonom auf der Autobahn unterwegs gewesen – und hat damit die erste Level-4-Erprobungsfahrt eines Trucks auf einer deutschen Autobahn erfolgreich beendet. Die angereisten Journalisten und Gäste sowie die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von MAN konnten diese Fahrt für die Geschichtsbücher live auf Monitoren verfolgen. Bei der Ankunft des Trucks auf dem Rasthof war die Begeisterung dann entsprechend groß.
Zwei besondere Fahrgäste waren noch näher an den Ereignissen dran: Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und MAN-CEO Alexander Vlaskamp, die beide sichtlich beeindruckt aus der Kabine von Calypso kletterten. „Die erste Level-4-Erprobungsfahrt eines autonomen Trucks auf einer deutschen Autobahn beweist, dass Deutschland mit dem Gesetz zum autonomen Fahren die Spitzenposition in Europa eingenommen hat“, so Dr. Wissing auf der Pressekonferenz am Rasthof Fürholzen. „Unser Ziel ist es, zum Leitmarkt für das automatisierte und vernetzte Fahren zu werden. Für die Logistik in Deutschland ist der heutige Tag ein Meilenstein. Das stetig zunehmende Transportaufkommen bei sich gleichzeitig zuspitzendem Fahrermangel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Autonome Lkw können dazu beitragen, die Situation zu entschärfen. Außerdem bietet die intelligente Vernetzung des Gütertransports die Chance, den Umschlag von der Straße auf die Schiene effizienter zu machen und damit den klimafreundlichen kombinierten Verkehr zu stärken.“
Möglich wurde der Meilenstein für das autonomen Fahren durch die Arbeit von rund 500 Ingenieurinnen und Ingenieure, die bei MAN und der TRATON GROUP das autonome Fahren vorantreiben und dank deren Innovationskraft bereits über 133 Patente angemeldet werden konnten. „Heute machen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung autonomer Nutzfahrzeuge, dem zweiten großen Zukunftsfeld neben dem Umstieg auf CO2-freie Antriebe“, erklärte Vlaskamp. „Das Gesetz zum autonomen Fahren gibt unserer Industrie die notwendige Planungssicherheit. Zur Realisierung des autonomen Fahrens brauchen wir aber auch den engen Schulterschluss mit Infrastrukturbetreibern wie der Autobahn GmbH. Nur gemeinsam können wir das autonome Fahren auf die Straße bringen.“
Ein gemeinsames Engagement, das sich lohnt: Autonome Lkw können die Logistik sicherer, planbarer und effizienter machen sowie die Gesamtbetriebskosten um 10 bis 15 Prozent senken. Auch den Fahrermangel kann die neue Technologie abmildern – immerhin fehlen allein in Deutschland bereits bis zu 100.000 Lkw-Fahrer, Tendenz steigend. Darum treibt MAN das autonome Fahren seit vielen Jahren in verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten wie ANITA und ATLAS-L4 voran. Calypso stehen in diesem Jahr noch zahlreichen Tests bevor, ab 2025 sind Hub-to-Hub-Projekte in typischen Kundenanwendungen geplant – als nächster Entwicklungsschritt hin zur Serienproduktion von autonomen Fahrzeugen.
Hub-to-Hub-Verkehre bieten sich ganz besonders als erster Anwendungsfall für autonome Trucks an: Die Lkw fahren immer, sind maximal effizient im Verbrauch und sicher in ihrer Steuerung. Lenkzeitpausen entfallen, die Fahrzeuge lassen sich damit perfekt in eng getaktete Logistikabläufe integrieren. Das autonome Fahren bietet aber nicht nur für den Güterverkehr spürbare Vorteile. Darum engagiert sich MAN in den Projekten @CITY, BeIntelli und MINGA auch für die Entwicklung von autonomen Stadtbussen.
Text: Christian Buck
Fotos: MAN