20.09.2024
Dieser Rekord sprengt die Vorstellungskraft: Der Extremsportler Jonas Deichmann hat den Langdistanz-Triathlon absolviert – an 120 Tagen hintereinander. Als Ruhe-Oase diente ihm dabei ein MAN TGE.
3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen: Das ist die Langdistanz im Triathlon. Was schon als einmaliger Wettkampf eine Höchstleistung ist, hat Jonas Deichmann diesen Sommer mit seiner erfolgreichen 120-Tage-Challenge auf ein neues Level gehoben. Der deutsche Extremsportler legte die Langdistanz an 120 Tagen in Folge auf der weltberühmten Strecke in Roth bei Nürnberg zurück.
Die Strecke stellte nicht nur eine körperliche, sondern auch eine logistische Herausforderung dar. Die Wechselstationen waren immer gleich verteilt: Geschwommen wurde am Rothsee, in Hiltpoltstein legte Deichmann beim Radfahren eine kurze Mittagspause ein, und das Ziel nach dem Marathonlauf markierte der Festplatz Roth. „Für ihn war es enorm wichtig, als Rückzugsort einen Transporter für diese Challenge zu haben. Der hatte eine zentrale Aufgabe: Wenn Jonas aus dem Wasser kam, konnte er darin seinen Neoprenanzug aus- und seine Fahrradkleidung anziehen. Oder er konnte sich einfach mal zehn Minuten entspannen“, erklärt Björn Loose, Marketingleiter von MAN Truck & Bus und selbst begeisterter Hobbysportler.
Zustande kam die Kooperation mit MAN über Ryzon, einen Ausstatter und Sponsor von Jonas Deichmann, der auf Triathlon und Radsport spezialisiert ist. Dort schwört man auf MAN Fahrzeuge. „Für diese spezielle Challenge brauchten sie einen Camper, der so geräumig ist, dass nicht nur die Sportausrüstung Platz hat, sondern auch der Sportler sich dorthin zurückziehen kann“, so Loose.
Die Wahl fiel auf den MAN TGE mit einer Länge von 6,83 Metern, der sich mit entsprechenden Umbauten als Wohnmobil nutzen lässt. Rocket Camper baute den TGE in engem Austausch mit Jonas Deichmann aus, und der Van blieb trotz integrierter Küche, Toilette, Innendusche und Espressomaschine unter einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen.
Beim Ausbau kam es auf Komfort und Funktionalität an. „Der Van ist so eingerichtet, dass wir bis zu drei Fahrräder im Inneren transportieren und mit wenigen Handgriffen eine Liege einrichten können, die Jonas für kurze Powernaps während des Tages nutzt. Da der Van in den Wechselzonen immer von vielen Zuschauern umstellt ist, benötigen wir ihn auch als Umziehkabine und Rückzugsort“, erzählte Sammy Deichmann, der Vater des Sportlers, in einem Interview während der 120-Tage-Tour. „Der Van wird von uns als Teamfahrzeug für die Versorgung von Jonas während der Challenge eingesetzt. Wir sind mit dem Fahrzeug täglich an den jeweiligen Versorgungsstellen und in den Wechselzonen.“
Wichtig war vor allem, dass es Stauraum und Trockenplätze für die Kleidung gibt und die Rennräder sicher transportiert werden konnten. „Es war interessant zu sehen, wie viele Sportbegeisterte sich für den TGE interessierten. Sie fanden die Idee spannend, da einfach ein Rennrad hinten reinlegen zu können und bestenfalls auch noch den Wohnmobil-Komfort zu haben“, hat Loose vor Ort beobachtet.
Jonas Deichmann steckt sich seit Jahren außergewöhnliche Ziele. 2017 umrundete er in 64 Tagen die eurasische Landmasse mit dem Rad – stolze 14.331 Kilometer. Es folgten weitere Solo-Abenteuer, wie die Durchquerung der USA im Jahr 2023. Der Württemberger radelte dabei von der Ostküste an die Westküste und rannte nach nur einem Tag Pause die 5.000 Kilometer zurück. Vom 9. Mai bis zum 5. September 2024 folgte schließlich der Versuch, so viele Langdistanz-Triathlons wir möglich hintereinander zu absolvieren. Damit brach Deichmann den nur ein Jahr alten Rekord von 105 Wiederholungen des Briten Sean Conway.
Dem Deutschen war wichtig, den Wettkampf nicht nur als sportliches Projekt anzugehen. Lange Distanzen sind für ihn normal – aber wie wirken sie sich auf den Körper aus? Ein Physiotherapeut kümmerte sich um die Muskulatur und den Bewegungsapparat, ein Arzt um die Gesundheit. Bernd Langenstein ist der Leiter des Instituts für Sportmedizin am Klinikum Nürnberg und untersuchte den Extremsportler regelmäßig. Das Ergebnis: Deichmanns Ruhepuls liegt zwischen 40 und 50, selbst während der Marathonstrecke steigt er nur auf 110 Schläge pro Minute. Jonas Deichmann dokumentierte täglich Daten zu Leistung, Sauerstoffsättigung oder Flüssigkeitsaufnahme, die der Arzt auswertete.
Ein erklärtes Ziel von Jonas Deichmann ist es, Ausdauersport noch populärer zu machen. Das hat er geschafft. Nur an zwei Regentagen schwamm er alleine im Rothsee, den Rest der Zeit waren immer Frühschwimmer an seiner Seite. Genauso beim Radfahren und vor allem auf der 42-Kilometer-Laufdistanz. Auch Björn Loose begleitete den Ultra-Triathleten während der 36. und der letzten Etappe auf der Laufstrecke. Er erinnert sich: „Die Stimmung entlang der Strecke war einfach gigantisch. Es war sehr berührend zu sehen, wie die Menschen in Roth den Triathlon feiern. Am Abschlusstag liefen gut 300 Leute mit. Jonas Deichmann wurde eigentlich immer von Menschen aller Altersklassen begleitet. Manche waren top trainiert, andere liefen einfach ein paar Meter mit. Das war ihre Art, diesem tollen Sportler nahe zu sein.“
Text: Anke Kotte
Fotos: Marc Bernreuther / MAN