24.01.2023
Katharina Ansorge ist Kfz-Mechatronikerin und arbeitet seit Januar 2017 als Monteurin im MAN-Servicebetrieb in Frankfurt, lange Zeit als einzige Frau zusammen mit zwölf Männern. Katharinas Job ist es, Linienbusse zu reparieren und instand zu halten. Im Interview erzählt sie, wie es ihr in einem männlich dominierten Berufsfeld geht, welche Vorteile sie dem Team bringt und warum sich mehr Frauen für die Arbeit an den schweren Bussen und Trucks begeistern sollten.
Katharina: Für mich gab es bei der Berufswahl schon immer nur zwei Alternativen: entweder etwas mit Tieren, weil ich Tiere einfach liebe, oder etwas mit Motoren. Mit meinem Vater habe ich schon früh an Autos geschraubt, deshalb habe ich mich für einen Job als Mechatronikerin entschieden. Besonders die Abwechslung macht mir Spaß. Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen, zum Teil sehr knifflige, wenn es zum Beispiel um eine Diagnose am Fahrzeug geht. Auch die Teamarbeit schätze ich sehr: Im Nutzfahrzeug-Bereich gibt es durch die Größe der Bauteile einfach mehr gemeinsames Arbeiten als bei kleineren Autos.
Katharina: In der Werkstatt sind wir zehn männliche Monteure, zwei männliche Azubis und neuerdings auch eine weibliche Auszubildende. Außerdem besteht unser Team aus zwei Kolleginnen und drei Kollegen sowie einer Auszubildenden im Innendienst. Dazu kommt ein halbes Dutzend Verkäufer, die ebenfalls ihre Büros bei uns im Betrieb haben.
Katharina: Meine Kollegen waren zu Beginn sehr kritisch. Aber: Das ist auch bei männlichen neuen Kollegen so. Es dauert eben, bis man eine neue Person kennt und weiß, wie sie arbeitet und was sie fachlich mitbringt. Ich werde so angenommen, wie ich bin, als vollwertiges Team-Mitglied, ohne Sonderstellung durch mein Geschlecht: Ich habe diesen Beruf bewusst gewählt und will daher keine Extrabehandlung. Darüber hinaus hat mir MAN immer gezeigt, dass ich als Frau im Unternehmen gewollt und geschätzt bin: So wurde zum Beispiel sofort eine zusätzliche Frauenumkleide eingerichtet.
Katharina: Ich kann mir schon vorstellen, dass der verbale Umgang ein anderer ist. Wir sind zwar immer noch eine Werkstatt, in der es ein bisschen derber oder lauter zugeht. Aber in einigen Situationen ist der Umgang schon sensibler, meine Kollegen verkneifen sich den einen oder anderen Spruch offenbar. Das ist auch von Vorteil, da es immer mehr Lkw-Fahrerinnen gibt und man nie weiß, wie sie mit derben Sprüchen umgehen würden.
Katharina: Ich finde, diverse Teams ändern unglaublich viel im zwischenmenschlichen Bereich: Gerade Frauen, insbesondere in der Werkstatt, bringen ganz andere Ansätze ein, wenn es um Probleme und Fehler geht. Unterschiede im Team fördern die persönliche, soziale Entwicklung und helfen dabei, Vorurteile abzubauen.
Katharina: Während meiner Ausbildung habe ich mich vor meinen Vorgesetzten nicht geoutet, aber vor meinen Kollegen auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich lesbisch bin. Bei MAN ist abends beim Grillen das Gespräch darauf gekommen. Ich habe dann erzählt, dass ich mit einer Frau zusammen bin, und dann war es auch gut. Als wir geheiratet haben, haben mir alle Kollegen Glückwünsche ausgerichtet. Ich glaube, dass das bei einem schwulen Kollegen genauso wäre.
Katharina: Der Nutzfahrzeug-Bereich hat noch immer einen schlechten Ruf: Es ist nicht bekannt, wie vielseitig der Job ist und dass man nicht nur mit dem dicken Hammer und dem Schweißgerät arbeitet, sondern viel Elektrik und Elektronik im Spiel ist.
Katharina: Wir müssten mehr mit Praktikantinnen arbeiten, um jungen Frauen zu zeigen, wie es im Betrieb wirklich zugeht. Dabei lassen sich viel umfassendere Einblicke geben als an einem einzelnen Tag wie beim „Girls’ Day“. Mein Betriebsleiter geht inzwischen aktiv an Schulen, um Schülerinnen zu erreichen und sie für den Beruf zu begeistern. Schwierig kann es sein, wenn in einem Betrieb, zum Beispiel an der Serviceannahme, nur Männer stehen. Das kann interessierte Frauen verunsichern.
Katharina: Es sind auf jeden Fall unglaublich viele neue Erfahrungen, die der Beruf mit sich bringt. Als Frauen können wir zeigen, dass wir nicht für alles dicke Muskeln brauchen. Wir schaffen das genauso gut – wir machen es vielleicht anders, aber nicht schlechter. Und manchmal muss man einfach die Herausforderung anpacken.
MAN bietet ein engmaschiges Netzwerk an kompetenten Ansprechpartnern für Vertrieb und Service: Mit 140 MAN Servicebetrieben, mehr als 200 MAN Servicepartnern und zusammen mit einem strategischen Partner, der Unternehmensgruppe Tiemann, wartet und repariert das Unternehmen Lkw, Busse und Vans in allen Regionen Deutschlands – an ausgewählten Standorten selbst Industrie- und Schiffsmotoren.
Text: Renate Wachinger
Fotos: MAN