16.11.2022
Unter dem Label „MAN ecoline“ bietet der Nutzfahrzeughersteller wiederaufbereitete Motoren und Komponenten an. Die Nachfrage nach dem Service ist groß, ebenso wie der Nutzen für Umwelt und Klima.
Alles begann 1992 in Nürnberg als „Tauschmotorengeschäft“: MAN nahm verschlissene oder reparaturbedürftige Motoren und Komponenten zurück, bereitete sie auf und verschaffte ihnen so ein „zweites Leben“. Eine Idee, die perfekt zur MAN Nachhaltigkeitsstrategie passt – denn Umwelt und Klima profieren gleichermaßen, wenn gebrauchte Teile in einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertet statt einfach weggeworfen werden.
Darum haben Josef Lukaschtik und sein Team das Geschäft mit der Wiederaufbereitung von Motoren und Komponenten in Nürnberg komplett neu aufgebaut und strategisch weiterentwickelt. Keine einfache Aufgabe: Die Wiederaufbereitung von Motoren und Komponenten ist ein hoch spezialisiertes und sehr individuelles Geschäft mit hohen Kundenanforderungen. Hier heißt es darum: Richtig machen oder es ganz bleiben lassen! „Bei uns geht es um viel mehr, als nur zerlegen, reinigen und dann wieder einbauen“, erklärt Lukaschtik.
Die Wiederverwertung startet damit, dass Kunden alte Motoren sowie Komponenten wie Kühlmittelpumpen, Schwungräder oder Zylinderköpfe an MAN zurückgeben. Sie werden im Werk Salzgitter gesammelt und dann nach Nürnberg zu Lukaschtik und seinem Team gebracht – mit 15 bis 20 Lkw pro Woche. Dann beginnt der Prozess der Überarbeitung: Motoren werden beispielsweise zuerst gereinigt und danach auf Verschleiß oder Materialermüdung untersucht. Wertvolle Teile wie Zylindergehäuse oder Kurbelwelle bereiten die Experten für ein „zweites Leben“ auf, andere Teile wie Dichtungen oder Lager werden erneuert.
Am Ende steht ein Motor, der hinsichtlich Leistung und Abgaswerten einem neuen Aggregat in nichts nachsteht – aber bis zu 65 Prozent weniger kostet. „Wir haben immer die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden im Blick“, so Lukaschtik. „Und wir bieten ihnen ein Rundum-sorglos-Paket: Auf unsere aufbereiteten Komponenten geben wir zwei Jahre Garantie.“ In Zukunft will das Team verstärkt auch komplexe mechatronische Komponenten wie Steuergeräte oder Abgasrückführungs-Module wiederaufbereiten.
Ab Mitte 2018 starteten Lukaschtik und sein Team mit einem überarbeiteten Konzept und neuem Selbstverständnis durch. Heute ist klar, dass sich ihr Einsatz gelohnt hat – denn mittlerweile begeistert das Geschäftsfeld unter dem Label „MAN ecoline“ interne und externe Kunden mit Top-Qualität und erstklassigem Service.
Und auch für MAN zahlt sich der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft aus, denn der Bereich verzeichnet einen regelrechten Boom: Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet Lukaschtik mit einem Umsatz von mehr fast 50 Millionen Euro und rund 2.000 verkauften Motoren. Mittlerweile sind 100 Prozent des Motorenportfolios ab Abgasstufe Euro 5 als sogenannte „getestete Grundvariante“ im Lager und stehen bei Bedarf innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Versand bereit.
Entscheidend für den Erfolg von MAN ecoline waren die Zusammenarbeit aller Experten und die Kooperation der Fachbereiche – darunter Technik, Dokumentation, Controlling, Auftragsabwicklung, Vertrieb, Produktmanagement und Serviceorganisation. „Wichtig war auch, dass wir die Versorgung mit den wiederaufbereiteten Bauteilen baureihenübergreifend organisiert haben und dadurch unseren Kunden einen Service aus einer Hand anbieten können“, berichtet Lukaschtik. „Schließlich sollen die Motoren und Komponenten schnell verfügbar und mit Garantie versehen sein.“
Umwelt und Klima profitieren ebenfalls von der Wiederverwertung. Wie groß der Nutzen genau ist, wird gerade im Rahmen einer Masterarbeit zum Thema „CO2-Bilanz / ökologische Vorteile aufgearbeiteter gegenüber neu gefertigten Dieselmotoren“ untersucht. Sie wird von MAN, dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und dem Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth unterstützt. Sicher ist schon jetzt: Für MAN, seine Kunden und die Umwelt hat es sich gelohnt, alte Motoren und Komponenten wieder fit für ein „zweites Leben“ zu machen.
Text: MAN / Christian Buck
Fotos: MAN