MAN Truck & Bus

„Manchmal ist es harte Arbeit, sich seine Träume zu erfüllen“

Porträt von Deniz Bulbul

27.09.2023


Deniz Bulbul arbeitet seit Oktober 2021 bei MAN als technischer Projektkoordinator im Entwicklungsteam für Busse in Ankara. Seit seiner Geburt hat er eine orthopädische Behinderung und trägt eine Prothese an seinem linken Bein. Im Interview erzählt er, in welchen Situationen die Behinderung sein Leben beeinflusst, wie das Unternehmen ihn unterstützt und wie er trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung das Tauchen für sich entdeckt hat.

Deniz, was genau machst du in deinem Beruf und was gefällt dir daran?

Deniz: Ich arbeite im Team des Future-Lion-2.0-Projekts zum Aufbau des Engineering-Teams hier in Ankara. Das Projekt umfasst Personalthemen, Know-how-Transformation, Budgetsteuerung, Büroeinrichtung und vieles mehr – eben alles, was zum Aufbau eines neuen Teams dazugehört. Mein Job ist sehr vielseitig, Routinen habe ich keine. Der Job ist herausfordernd und ich kann die Ergebnisse meiner Arbeit sofort sehen. Das gibt mir das Gefühl, einen Mehrwert zu schaffen.

Warum hast du dich für MAN als Arbeitgeber entschieden?

Deniz: Ich bin in Ankara geboren und aufgewachsen. Da MAN hier ein großes Unternehmen ist und ein sehr positives Image hat, arbeiten dort viele Menschen. Einer meiner Schulfreunde ist auch Ingenieur bei MAN. Er hat mich zur Bewerbung ermutigt. Außerdem schien mir das MAN-Werk ein guter Ort zu sein, um meine Deutschkenntnisse zu verbessern, indem ich sie von Zeit zu Zeit anwende. Deshalb bin ich nach Ankara zurückgekommen, nachdem ich einige Jahre in Istanbul studiert und gearbeitet hatte. Da MAN ein großes, weltweit tätiges Unternehmen ist, war ich mir sicher, dass hier gute Bedingungen für die Arbeit mit einer Behinderung herrschen würden.

Wie beeinträchtigt dich deine Behinderung im Leben?

Deniz: Sie schränkt mich weder bei der Arbeit noch bei meinen Hobbys wesentlich ein. Ich kann weitgehend tun, was ich will, und bin dabei nicht auf andere angewiesen. Natürlich gibt es einige Grenzen, derer man sich bewusst sein muss. Aber ich kenne diese Schwierigkeiten schon mein ganzes Leben lang und weiß, wie ich damit umgehen kann. Wenn es zum Beispiel im Winter schneit und die Straßen rutschig sind, versuche ich, längere Strecken zu Fuß im Freien zu vermeiden.

Welche Herausforderungen entstehen durch deine Behinderung?

Deniz: Die größte Herausforderung ist nicht körperlich, sondern mental. Oft muss ich mit verschiedenen Vorurteilen umgehen. Jeder hat mal einen schlechten Tag – gerade dann finde ich es anstrengend, wenn mir andere Menschen mit Vorurteilen begegnen. Zum Glück kommt das nicht so oft vor, vor allem nicht im Berufsleben. Neben Vorurteilen habe ich auch schon Bevormundung erlebt. Ich erinnere mich an ein Beispiel aus dem privaten Umfeld. Als ich einmal im Urlaub war, habe ich mich entschlossen, einen Gleitschirmflug zu machen. Der Büroinhaber und der Gleitschirmtrainer machten einen Plan für meinen Gleitschirmflug, ohne mich einzubeziehen. Aber ich selbst kann am besten beurteilen, was für mich möglich ist und was nicht.

Wie unterstützt dich das Unternehmen bereits im Arbeitsleben und wie könnte es dich noch mehr unterstützen?

Deniz: Ich habe einen eigenen Parkplatz in der Nähe von meinem Arbeitsplatz, anstelle des weiter entfernten allgemeinen Parkplatzes. Das ist für mich sehr wichtig, denn das eigene Auto bietet in meiner Situation deutlich mehr Komfort als der firmeneigene Shuttleservice oder die öffentlichen Verkehrsmittel. Nicht nur Zugänglichkeit, sondern auch Mobilität ist in meinem Leben sehr wichtig. Um die Mobilität zu unterstützen, könnte es für Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Beeinträchtigungen eine Förderung der Spritkosten geben.

Oft sind die Dinge einfacher, als sie scheinen.

Deniz Bulbul

Was machst du in deiner Freizeit?

Deniz: Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Eine meiner Leidenschaften ist Sport – drei Tage pro Woche bin ich im Fitnessstudio. Außerdem tauche ich gern. Ich plane alle meine Urlaube für die Tauchsaison. 2017 habe ich meinen ersten Tauchgang gemacht. Da wurde mir klar: Das wird ein Hobby für mein ganzes Leben.

Was gefällt dir am Tauchen?

Deniz: Es ist wie ein Besuch auf einem anderen Planeten, wirklich abenteuerlich und faszinierend. Tauchen ist natürlich gefährlich, aber ich mag das Adrenalin. Im Wasser zu sein ist schön für mich, weil ich meine Behinderung weniger spüre. Ich kann mich flexibler bewegen, obwohl es schwierig ist, mit nur einer Flosse zu tauchen, wenn ich meine Prothese abnehme.

Womit hattest du zu kämpfen, um deinem Hobby nachzugehen?

Deniz: Als ich nach meinem ersten Tauchgang mit dem Tauchlehrer gesprochen habe, hat er mir empfohlen, mit einer anderen Person mit Behinderung zu sprechen. Dieser Mann hatte bei einem Erdbeben ein Bein verloren und war zuvor Taucher gewesen. Ich habe mich mit ihm getroffen und er hat mir berichtet, dass man in der Türkei als Mensch mit Behinderung keine Tauchlizenz bekommen kann. Ich habe zwei Jahre gewartet, bis eine Regelung kam. 2019 hat der türkische Unterwasserverband sie endlich geschaffen. Jetzt bin ich der erste und einzige in der Türkei, der einen Behinderten-Tauchschein der Stufe 3 hat.

Was hast du daraus gelernt?

Deniz: Tauchen war einer meiner Träume, und jetzt ist er Wirklichkeit geworden. Manchmal ist es harte Arbeit, sich seine Träume zu erfüllen. Aber wenn man es einmal geschafft hat, stellt man vielleicht fest, dass es einfacher war, als man erwartet hatte. Daraus habe ich gelernt, eine positive Einstellung zu bewahren.

Welche Botschaft möchtest du anderen Menschen mit auf den Weg geben?

Deniz: Wenn man genügend Motivation hat, kann man viele Dinge erreichen. Oft sind die Dinge einfacher, als sie scheinen. Oder wie Nelson Mandela es formulierte: „Es scheint immer unmöglich, bis es geschafft ist.“


Barrierefrei in MAN Bussen

Eine Bustür für barrierefreies Fahren.

Die von MAN Truck & Bus entwickelten Lösungen für den öffentlichen Personenverkehr ermöglichen Mobilität und Unabhängigkeit für Menschen mit und ohne Behinderungen. Um für alle Menschen zugänglich zu sein, ist die barrierefreie Gestaltung unserer Produkte entscheidend. Beispielweise durch passend platzierte taktile Haltestangen, beleuchtete Taster mit Blindenschrift, Kontrastfarben oder Rampen und Rollstuhllifte werden die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fahrgäste berücksichtigt. Bei der Produktentwicklung leistet die Vielfalt in den Teams einen positiven Beitrag. Denn Mitarbeitende mit Behinderungen haben ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen, die Menschen mit Behinderungen tagtäglich bewältigen. Ihr Input trägt dazu bei, wichtige Details unserer Produkte zu verbessern.

Erfahren Sie mehr über barrierefreies Busreisen in diesem Video.

Text: Renate Wachinger

Fotos: MAN

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