06.07.2023
Standort zwischen Tradition und Moderne: Zum 180. Geburtstag von Nutzfahrzeugpionier Heinrich Büssing machte sich der Politiker ein Bild von der Zukunft des elektrischen Fernlastverkehrs.
Die Produktion des neuen MAN eTruck startet ab 2024 im Stammwerk in München. Der Standort Salzgitter wird im Rahmen des Werkverbunds von MAN und TRATON dabei eine wichtige Rolle für die Komponentenfertigung und die Ersatzteillogistik spielen. Am 30. Juni 2023 machte sich der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil vor Ort ein eigenes Bild vom aktuellen Stand und den Zukunftsplänen. Dabei durfte einer natürlich nicht fehlen: der neue eTruck von MAN, für den bereits mehr als 500 Bestellanfragen vorliegen. Weil ließ es sich nicht nehmen, mit dem MAN Vorstandvorsitzenden Alexander Vlaskamp eine Runde mit dem batterieelektrisch angetriebenen Lkw zu drehen.
Blick in die Zukunft: Ministerpräsident Weil zu Besuch im Werk Salzgitter
Der Ministerpräsident zeigt sich angesichts des antriebsstarken und leisen Laufs des Trucks sichtlich beeindruckt, nachdem er zusammen mit Vlaskamp die geräumige Lkw-Kabine wieder verlassen hatte. „Das nächste Kapitel der MAN Geschichte wird genau jetzt geschrieben – und nicht nur in München und Nürnberg, sondern auch hier in Salzgitter“, so Weil vor der versammelten Belegschaft. „Ich freue mich sehr, klar sagen zu können: MAN hat in Salzgitter eine Zukunft.“
Für den Umstieg auf batterieelektrische Trucks müssen allerdings noch einige Voraussetzungen geschaffen werden. „Der technologische Umbruch ist in vollem Gange. Schon 2030 soll die Hälfte unserer jährlich in Europa zugelassenen Lkw batterieelektrisch sein“, so Vlaskamp. „Damit das gelingt, brauchen wir die Unterstützung der Politik: Beim europaweiten Aufbau von rund 50.000 öffentlichen Lkw-Ladesäulen und einer CO2-Bepreisung, die E-Lkw wirtschaftlicher als Diesel macht.“ Um beispielsweise auch lange Transportstrecken elektrisch abdecken zu können, sollen Fernverkehrs-Lkw in der 45-minütigen Lenkzeitpause der Fahrer vollständig aufgeladen werden können. An der Entwicklung des dafür notwendigen Megawattladens (MCS) ist MAN über das NEFTON-Projekt mit zahlreichen Partnern beteiligt.
Für diesen voraussichtlich ab 2025 verfügbaren MCS-Standard ist der neue MAN eTruck technisch bereits vorbereitet. Fernverkehrstaugliche Tagesreichweiten bis zu 1.000 Kilometer werden so perspektivisch möglich. Und mit seinen variablen Batteriekonfigurationen zwischen 300 und 500 Kilowattstunden (kWh) nutzbarer Kapazität wird er auch andere typische Transportaufgaben heutiger Lkw problemlos abdecken, zum Beispiel die geräuscharme und abgasfreie Abfallentsorgung in der Stadt oder die klimafreundlichere Abholung von Milch beim Biobauern.
Auch im Bereich der Ladeinfrastruktur bereitet MAN die Elektromobilität intensiv mit vor und baut in einem Joint Venture von TRATON und weiteren Partnern in den nächsten fünf Jahren 1.700 Hochleistungsladepunkte für Lkw entlang der wichtigen europäischen Fernstraßen auf. Zusätzlich berät MAN Kunden schon jetzt ganzheitlich beim Umstieg auf die Elektromobilität und bietet über Partner auch die benötigte Ladeinfrastruktur an.
Mit seinem Besuch würdigte Ministerpräsident Weil auch den Nutzfahrzeug-Pionier Heinrich Büssing, der am 29. Juni seinen 180. Geburtstag hätte feiern können. Büssing hat mit seinen Ideen zum Bau von Lkw und Bussen die Region Salzgitter nachhaltig geprägt. In dieser Tradition sieht sich MAN – schließlich ist Büssings Vision von einer zukunftsorientierten Mobilität heute aktueller denn je. Denn die gesamte Nutzfahrzeugbranche befindet sich im Umbruch und muss die Transformation in eine Welt mit emissionsfreien und autonomen Fahrzeugen bewerkstelligen.
Um den diesen Umbruch zu meistern sind die Mitarbeiter der Schlüssel. Weiterqualifizierung und neue Ausbildungsfelder sind nötig, um den Wandel aktiv zu gestalten. Deshalb bot MAN allen Mitarbeitern in Salzgitter die Gelegenheit, ihren Angehörigen den eigenen Arbeitsplatz sowie die Produktions- und Logistikhallen zu zeigen. Inzwischen hat sich der weit über 100 Fußballfelder große Standort in Salzgitter zu einem Komponentenwerk und Ersatzteillogistikzentrum entwickelt und spielt als Teil des Werksverbunds von MAN und TRATON künftig auch für elektrische Lkw eine bedeutende Rolle. Hier produziert der Lkw-Hersteller mit fast 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Lenk-, Vor- und Nachlaufachsen, Hydrodrive-Achsen, Achskomponenten, Kurbelwellen für die Konzern-Dieselmotoren, Rohre und Leitungen sowie CKD-Bausätze für den außereuropäischen Export. Zudem befindet sich hier die weltweite Ersatzteillogistik von MAN.
Die Feierlichkeiten rund um das am Jubiläumswochenende wurde durch eine Oldtimershow abgerundet. Der Verein „Heinrich Büssing – Technik und Geschichte e.V.“ hat mit Unterstützung von MAN am Jubiläumswochenende des 1. und 2. Juli fast 100 traditionelle Büssing-Fahrzeuge und MAN Oldtimer mit Unterflurmotor in Salzgitter auffahren lassen. In verschiedenen Formaten wurden den rund 5.000 Besuchern zudem das Lebenswerk von Heinrich Büssing sowie die Industriegeschichte Braunschweigs und Salzgitters vorgestellt. Büssing wäre sicher besonders davon angetan, dass sein Braunschweiger Löwe in moderner Form überlebt hat und noch immer als Logo am Kühlergrill von Lkw und Bussen der Marke MAN prangt.
Heinrich Büssing wurde am 29. Juni 1843 Nordsteimke (heute Wolfsburg) geboren. Er begann erst als 60-Jähriger mit der Entwicklung sowie dem Bau von Lastkraftwagen und Omnibussen. Für seine Leistungen verlieh ihm die Stadt Braunschweig 1923 die Ehrenbürgerwürde. Büssing starb am 27. Oktober 1929 in Braunschweig. 1971 hat MAN die Büssing AG samt Büssing-Firmenlogo – den Braunschweiger Löwen – übernommen.
Text: MAN
Fotos: MAN