MAN Truck & Bus

Probeläufe für den Stadtverkehr der Zukunft

Blauer Elektrobus von MAN in Bewegung auf einer Stadtstraße

03.11.2023


Emissionsfrei, vernetzt – und automatisiert: So sieht die Zukunft der urbanen Busmobilität aus. MAN arbeitet seit Jahren an fahrerlosen Bussen, unter anderem im Projekt MINGA in München.

Urkundenübergabe an Dr. Martin Schreiner durch Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing in Berlin

Startschuss: Dr. Martin Schreiner (links), Geschäftsbereichsleiter Strategie im Mobilitätsreferat der Stadt München, nimmt die Förderurkunde in Berlin von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing entgegen. Foto: BMDV

Viele Gründe sprechen dafür, Busse zu automatisieren: Insbesondere im Stadtverkehr lassen sich so große Potenziale hinsichtlich Effizienz und Sicherheit erschließen. Aber auch die Kosten für die Flottenbetreiber sollen sinken, etwa durch den geringeren Personaleinsatz. Zudem können automatisierte Busse langfristig dazu beitragen, dem immer stärkeren Fahrermangel zu begegnen.

MAN Truck & Bus arbeitet darum bereits seit Jahren an der Automatisierung seiner Fahrzeuge. Dabei setzt das Unternehmen auf Kooperationen mit Technologieführern wie Mobileye und auf Pilotprojekte, in denen neue Technologien für das autonome Fahren in der Praxis getestet werden. Eines davon ist MINGA: Der Name des Forschungsvorhabens steht für „Münchens automatisierter Nahverkehr mit Ridepooling, Solobus und Bus-Platoons“, bezieht sich aber auch auf die bayerische Aussprache des Wortes „München“. Im Rahmen von MINGA werden MAN und die Stadtwerke München einen automatisierten und vollelektrischen MAN Lion’s City E auf einer Linie testen, die durch den Olympiapark führt und insbesondere von Touristen, Erholungssuchenden und Menschen in ihrer Freizeit genutzt wird. Der Pilotbetrieb des automatisierten Stadtbusses soll 2025 starten.

Erstes autonomes Serienfahrzeug im Jahr 2030 geplant

Ausgestattet ist der eBus mit einem intelligenten Automated Driving System (ADS) von Mobileye, das eine hochentwickelte Sensorik nutzt. Bei allen Tests wird dennoch immer ein Sicherheitsfahrer an Bord sein. „Wir entwickeln in MINGA die komplexe Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Automated Driving System“, sagt Jana Kirchen, Produktstrategie-Managerin Automation bei MAN Truck & Bus. „Gerade diese Entwicklung ist ein wesentlicher Teil des Projekts und ermöglicht es uns, wertvolle Erfahrungen für künftige automatisierte Fahranwendungen zu sammeln.“ Michael Roth, Head of Product Strategy Bus bei MAN Truck & Bus, ergänzt: „Das Forschungsvorhaben MINGA ist für uns ein wesentlicher Schritt im Hinblick auf einen ,Proof of Concept‘ auf der Linie – und damit ein wirklicher Meilenstein. Nach der erfolgreichen Beendigung des Projekts lassen wir die Konzeptphase hinter uns und starten echte Feldversuche mit Kunden. Wir gehen davon aus, dass wir ab 2030 ein autonom fahrendes Serienfahrzeug auf den Markt bringen.“

Insgesamt arbeiten im Forschungsvorhaben MINGA rund ein Dutzend Projektpartner aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie zusammen. In sechs Arbeitspaketen beschäftigen sie sich unter anderem mit der Integration der automatisierten Fahrzeuge in das bestehende Mobilitäts-Ökosystem, On-Demand-Diensten, dem automatisierten Bus-Linienbetrieb sowie der Simulation des automatisierten ÖPNVs. Das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München verantwortet als Konsortialführer das Gesamtprojekt, das bis Dezember 2025 laufen soll. Es wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Autonomes und vernetztes Fahren in öffentlichen Verkehren“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit rund 13 Millionen Euro gefördert.

Das Team gewährt detaillierte Einblicke in die Technik des @CITY-Busses

Blick hinter die Kulissen: Bei Demonstrationsfahrten gab das Team detaillierte Einblicke in die Technik des @CITY-Busses.

Wichtige Vorarbeiten im Projekt @CITY

Basis für die Arbeit in MINGA sind Projekte, die MAN in den letzten Jahren vorangebracht hat. Eines davon ist die Initiative @CITY („Automated Cars and Intelligent Traffic in the City“) – ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes Verbundprojekt. Rund 48 Monate lang entwickelte und erprobte MAN mit 14 Partnern aus Automobil- und Zulieferindustrie sowie Softwareentwicklung und Wissenschaft automatisierte Fahrfunktionen.

Für MAN stand dabei das Heranfahren an die Bushaltestelle im Mittelpunkt – und damit eines der typischen Fahrmanöver von Bussen. Die Experten versetzten die Fahrzeuge in die Lage, die Haltestelle selbstständig und hochpräzise anzufahren. Wie hervorragend dies gelang, demonstrierte MAN im Rahmen der offiziellen Ergebnispräsentation von @CITY im Juni 2022 auf dem Aldenhoven Testing Center.

Der MINGA-Bus auf der Straße

Aufmerksam: Der MINGA-Bus nutzt eine hochentwickelte Sensorik, um sein Umfeld zu beobachten.

BeIntelli: automatisierte Fahrzeuge erlebbar machen

Ein weiteres Projekt realisiert MAN derzeit in Berlin gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin und der IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr: Im Rahmen von „BeIntelli“ arbeitet ein großes interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis daran, ein intelligentes Verkehrssystem mit automatisierten Fahrzeugen erlebbar zu machen. Dafür wird ein urbanes Testfeld im Herzen Berlins aufgebaut, das vom Brandenburger Tor über den Ernst-Reuter-Platz bis zur Gedächtniskirche reicht. Es ist mit modernster Sensorik bestückt und stellt eine komplett digitalisierte Strecke dar, zu der auch Testbushaltestellen für den digitalisierten öffentlichen Personennahverkehr gehören.

Unser Fokus liegt beim BeIntelli-Projekt auf dem Thema Mechanik und damit auf Systemen wie der elektrischen Lenkung, einer Schlüsseltechnologie für das hochautomatisierte Fahren, sowie der Zulassung des Fahrzeugs.

Michael Roth - Head of Product Strategy Bus bei MAN Truck & Bus

Auf der Strecke wird ein automatisierter MAN Elektrobus unterwegs sein, ausgestattet mit einem Automated Driving System von der TU Berlin und ebenfalls immer mit einem Sicherheitsfahrer am Steuer. Der „Erklärbus“ wird für seinen Einsatz digitalisiert und mit Sensoren sowie Kommunikationskomponenten ausgestattet. Zudem werden in den Bus Bildschirme eingebaut, damit Fahrfähigkeiten und Technologien visualisiert und den Fahrgästen erklärt werden können. Er soll bis Ende 2023 auf die Straße kommen. „Unser Fokus liegt beim BeIntelli-Projekt auf dem Thema Mechanik und damit auf Systemen wie der elektrischen Lenkung, einer Schlüsseltechnologie für das hochautomatisierte Fahren, sowie der Zulassung des Fahrzeugs. Zudem wollen wir mit dem Projekt vor allem die Grundlagen für die Integration der ADS-Hardware und -Software in unser Fahrzeug schaffen“, erklärt Roth.

Automatisierte Haltestellenanfahrt während der Testfahrten für das @CITY-Projekt

Hände hoch: Bei den Testfahrten für das Projekt @CITY übernahm der Bus das Anfahren an die Haltestelle.

Zusammenarbeit mit globalem Technologieführer Mobileye

Um immer die technisch besten Lösungen für autonome Busse anbieten zu können, arbeitet MAN weltweit mit Experten zusammen. Zu den Technologieführern in diesem Bereich gehört das Unternehmen Mobileye aus Israel, das Mobileye Drive™ entwickelt hat. Dahinter verbirgt sich ein schlüsselfertiges Selbstfahrsystem, das für einen skalierbaren kommerziellen Einsatz bereit ist und über ein ausgeklügeltes Sensorsystem verfügt. Es kommt in dem automatisierten MAN Stadtbus für das MINGA-Projekt zum Einsatz.

„Dass die urbane Busmobilität in Zukunft nicht nur emissionsfrei und vernetzt, sondern auch automatisiert abläuft, ist keine generelle Frage, sondern lediglich eine Frage der Zeit“, sagt Barbaros Oktay, Head of Bus bei MAN Truck & Bus. „Wir haben uns daher durch die Zusammenarbeit mit Mobileye strategisch so aufgestellt, dass wir auf unserem weiteren Weg zur Automatisierung des Stadtbusses die entscheidenden Meilensteine gemeinsam setzen können.“

Text: Christian Buck

Fotos: MAN/BMDV

Weitere Stories