MAN Truck & Bus

"Seid im Dialog, dann gibt es Lösungen."

Porträt von Erik Kraus-Boere

29.11.2022


Erik Kraus-Boere lebt mit seiner Frau, zwei gemeinsamen Kindern, seiner pflegebedürftigen Schwiegermutter und einigen Tieren auf einem ehemaligen Bauernhof in der Nähe von Frankfurt – und ist ganz selbstverständlich Führungskraft im Bereich Sales & Customer Solutions bei MAN im Münchner Headquarter. Erik arbeitet seit 2006 bei MAN und leitet seit 2016 den Bereich Sales Used Bus und mittlerweile auch Used Van. Wie er Familie, Frau in Führung und Angehörigenpflege mit dem Job als Führungskraft vereint, erzählt Erik im Interview.

Erik, deine Frau und du arbeitet beide in Führungspositionen, ihr habt zwei gemeinsame Kinder, pflegt die Mutter deiner Frau: Wie sieht Alltag für dich aus?

Erik: Unser Sohn ist zwölf und unsere Tochter zwei Jahre alt. Meine Schwiegermutter, die mit uns lebt, ist pflegebedürftig und kann mit Pflegegrad fünf nichts mehr selbst machen. Da braucht es natürlich ein hohes Maß an Anpassung und eine individuelle Lösung. Da wir beide berufstätig sind, ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns die Aufgaben in Familie und Haushalt teilen. Um das zu ermöglichen, ist vor allem die flexible Gestaltung unserer Arbeitszeiten wichtig. Sechs Monate nach der Geburt unserer Tochter hat meine Frau wieder gearbeitet. Wir haben uns dann zunächst die Arbeitstage aufgeteilt, sodass wir beide freie Tage hatten, an denen die jeweils andere Person gearbeitet hat. Wobei wir einen freien Tag gemeinsam hatten. Inzwischen arbeiten wir beide wieder in Vollzeit, aber eben nicht in dem klassischen Nine-to-five-Modell .

Wie ist es dir gelungen, deinen beruflichen Alltag an deine Lebenssituation anzupassen?

Erik: Schon in meinen vorherigen Positionen habe ich die Flexibilität der Vertrauensarbeitszeit ausgeschöpft, da ich internationale Teams geleitet habe oder selbst sehr viel unterwegs war. Dadurch war mein Umfeld schon daran gewöhnt, dass ich kaum physisch vor Ort war. Außerdem hatte ich schon immer das Glück, unterstützende Menschen um mich herum zu haben, insbesondere meine Vorgesetzten. Sie kannten meine Einstellung und Fähigkeiten und hatten das Vertrauen, dass ich meine Leistung bringe.

Was war die Grundlage dafür?

Erik: Der offene Dialog mit meinen Führungskräften war entscheidend. Ich finde, dafür muss man sich selbst offenbaren und mitteilen. Also das Vertrauen haben, dass die Führungskraft auch ein Mensch ist und man mit ihr persönliche Gespräche zur individuellen Lebenssituation führen kann. Dann kann man gemeinsam im Rahmen der Möglichkeiten Lösungen finden. Außerdem muss man lernen, zu priorisieren, also manchmal auch was sein lassen. Und eine gewisse Gelassenheit entwickeln, beispielsweise herrscht bei uns keine Perfektion im Haushalt.

Was hat das auch mit dir als Person zu tun? Was sind die Einstellungen, die dir dabei helfen?

Erik: Eine positive Grundeinstellung hilft auf jeden Fall, um alles unter einen Hut zu bringen. An manchen Tagen ist es natürlich schwierig und belastend, zum Beispiel mit der pflegebedürftigen Schwiegermutter. Aber ich sehe das so, dass mir das Leben die Herausforderungen stellt, weil es mich weiterentwickeln, nicht weil es mich testen will. Und ich finde, die Situation kann einen auch erden und jeden Tag die schönen Dinge des Lebens sehen lassen.

Der offene Dialog mit meinen Führungskräften war entscheidend.

Erik Kraus-Boere

Womit hattest du zu kämpfen und wie bist du damit umgegangen?

Erik: Es war ein Prozess, um die flexible Arbeitsgestaltung heute in der Form zu leben. Vor vielen Jahren war ich auch jeden Tag im Büro, und zwar lange. Ich musste dann erst mal selbst damit klarkommen, nicht mehr im Büro sichtbar zu sein. Ich habe mir Gedanken gemacht, ob ich jetzt aufs „Abstellgleis“ komme, weil mich meine Führungskraft nicht mehr sieht. Dabei hat es mir geholfen, über meine Zweifel und Bedenken mit meinem direkten Umfeld und meinem Vorgesetzten zu sprechen. Auch meine Frau hat mich viel dabei unterstützt und immer wieder betont, dass es darauf ankommt, was man leistet, und nicht, wie viel man anwesend ist.

Inwieweit hat MAN die passende Kultur, um eine individuelle Lösung für die private Situation zu schaffen?

Erik: Ich glaube, die MAN ist auf dem richtigen Weg. Wir haben alle viel gelernt aus den Erfahrungen der letzten Jahre und es gab viele positive Entwicklungen, zum Beispiel mit den Regelungen zum mobilen Arbeiten, Arbeiten aus dem Ausland und der Vertrauensarbeitszeit.

Wo siehst du diesbezüglich Entwicklungspotenzial an der MAN Kultur?

Erik: Oftmals bei den Menschen selbst, sich zu trauen und die Möglichkeiten zu nutzen. Aber auch bei einigen Führungskräften hoffe ich, dass sie Vertrauen in die Leute haben und nicht in eine kontrollierende Haltung verfallen. Das Ergebnis aller vereinbarten Aufgaben, To-dos und Projekte sollte an erster Stelle stehen.

Welchen Rat möchtest du Kolleginnen und Kollegen mitgeben, wie sie ihre private Situation mit dem Beruf vereinbaren können?

Erik: Habt den Mut, euch aus dem Korsett „nine to five nur Job“ zu befreien, um zwischendrin auch andere Dinge zu tun und ein paar Stunden mit der Familie zu verbringen. Und denkt dabei nicht: „Was sollen die anderen denken!“! Man ist im Notfall ja erreichbar. Die inneren Hürden sind dabei oft die größten. Also seid immer im Dialog, dann gibt es Lösungen. Und wenn ihr die gefunden habt, dann könnt ihr auch guten Gewissens in dem Modell arbeiten.


Mobiles Arbeiten & Arbeiten aus dem Ausland

Eine junge Frau arbeitet von zu Hause aus

Die Beschäftigten der MAN Truck & Bus SE in München können durch die Regelung zum mobilen Arbeiten in Absprache mit der Führungskraft prinzipiell frei über ihren Arbeitsort entscheiden. Sie sind lediglich dazu angehalten, durchschnittlich einen Tag pro Woche im Büro zu arbeiten. Zudem ist für bis zu 20 Tage im Jahr das Arbeiten im Ausland, derzeit in fast allen Ländern der Europäischen Union, möglich.

Ziel ist, New Work und das Prinzip Vertrauensarbeitszeit auch auf die Standorte Nürnberg und Salzgitter auszuweiten. 


Text: Renate Wachinger

Fotos: MAN

Weitere Stories