MAN Truck & Bus

TRAUMYACHTEN MIT MAN-MOTOREN

Eine weiße Yacht gleitet durchs Wasser.

10.09.2021


Von den etwa 100.000 Motoren, die MAN Truck & Bus jährlich produziert, sind die Yachtmotoren nur eine kleine, aber sehr feine Gruppe. Unschlagbar bei Leistung, Kompaktheit und Verbrauch werden diese schnelllaufenden Dieselaggregate in der Spitzenklasse des Schiffbaus nachgefragt. Ein Streifzug von der Côte d’Azur zum Bodensee, zu zwei von vielen Gewässern auf der ganzen Welt, wo diese Wunderwerke der Technik im Einsatz sind.

Nahaufnahme eines MAN Motors.

Motorraum der AB100 „MY LEA III“ mit drei Motoren vom Typ MAN V12-2000.

Der Himmel über Nizza leuchtet tief blau. Die Sonne blitzt auf den Decks der Segelschiffe und Yachten, die im großen Hafenbecken des Port Lympia vor Anker liegen. Hunderte von Bugspitzen wippen im Wellengang auf und ab, denn es herrscht ein reges Kommen und Gehen an diesem warmen Frühlingstag an der Côte d’Azur. Gerade legt eine 30 Meter lange, strahlend weiße Yacht vom Quai de Napoléon 1er ab. Es ist eine AB 100 von AB Yachts, die sachte durch den Hafen zieht, vorbei an bunten Segelschiffen und einer riesigen Autofähre, die bald mit dem Ziel Korsika in See stechen wird. Nachdem die AB 100 den Leuchtturm am Ende der Hafenmauer hinter sich gelassen hat, beschleunigt sie. Am Heck sprudelt Wasser auf, der Bug hebt sich und schnell erscheint die Yacht vom Hafen aus gesehen immer kleiner. Ihr weißer Kielwasserstreifen in der tiefblauen Riviera verrät, dass sie Kurs nach Osten Richtung Cap Ferrat und Monaco nimmt.

Für Reiner Rößner ist die AB 100 keine Unbekannte. „Spannend an ihr ist, dass sie nicht, wie sonst bei Yachten üblich, über zwei Motoren verfügt, sondern sogar drei Motoren eingebaut hat“, erklärt der Vertriebsleiter der MAN Motorensparte. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Dass es sich dabei um drei MAN V12-2000 handelt, finde ich natürlich besonders toll. Mehr Fahrspaß geht nicht.“ Der MAN V12-2000 ist mit 2.000 PS im Jahr 2021 das leistungsstärkste Modell, das MAN im Marinebereich zu bieten hat.

SUPERSTARS DER MARINEMOTOREN

Wie ein Pfeil schießt die „Lamborghini 63“ übers Wasser und wirbelt dabei jede Menge Gischt auf. Die exzentrisch in einem grellen Giftgrün gestaltete Motoryacht ist eine Hommage an den legendären italienischen Sportwagen und gehört zur exklusiven Tecnomar-Flotte des Luxusyacht-Herstellers „The Italian Sea Group“. Sie ist eines der schnellsten Boote, das je gebaut wurde – und setzt in puncto Tempo auf zwei MAN V12-2000-Motoren. Mit ihrer Hilfe erreicht das im Leichtbau aus Karbonfasern gefertigte Schnellboot die stattliche Höchstgeschwindigkeit von 60 Knoten, das sind umgerechnet 111 Stundenkilometer. „Die Lamborghini 63 ist ein extremes Beispiel für die außerordentliche Leistungsdichte, die unsere Motoren generell auszeichnet“, sagt Reiner Rößner. „MAN- Highspeed-Marinediesel sind kompakt und leicht bei gleichzeitig höchster Motorenleistung.“

Die kompakte Bauweise spielt auch für die Gestaltung der Wohnfläche an Bord eine Rolle. „Beim Schiffsdesign zählt jeder Zentimeter“, erklärt Werner Kübler, der Motoren-Chefentwickler. „Wenn der Motorraum zugunsten der Kabinen kleiner gestaltet werden kann, macht das für Hersteller und Eigner einen Riesenunterschied.“ Der gute Kraftstoffverbrauch und das ruhige Laufverhalten, die als Qualitätsmerkmale noch hinzukommen, machen MAN im Geschäft mit Yachtmotoren zum unbestrittenen Marktführer.

Bei der Entwicklung der Marinemotoren profitieren wir von der Beschaffung über die Fertigung bis hin zum Vertrieb von der Größe des MAN- und auch des Volkswagen-Konzerns.

Reiner Rößner — Vertriebsleiter der MAN Motorensparte

WAS TRUCKS, BUSSE UND YACHTEN VERBINDET

Beschleunigungsvermögen, Kraftstoffverbrauch, Zuverlässigkeit: Die Kundenanforderungen im Yachtsegment sind hoch. Um sie zu erfüllen, schöpft MAN Engines die Infrastruktur im Nürnberger Motorenkompetenzzentrum von MAN Truck & Bus voll aus. „Bei der Entwicklung der Marinemotoren profitieren wir von der Beschaffung über die Fertigung bis hin zum Vertrieb von der Größe des MAN- und auch des Volkswagen-Konzerns. Ein aufwändiger Bereich wie beispielsweise die Werkstoffkunde, die uns bei Fehleranalysen hilft, würde sich für die vergleichsweise kleine Menge der produzierten Marinemotoren gar nicht rechnen“, bringt es Reiner Rößner auf den Punkt. MAN Engines setzt bei der Entwicklung von Marinemotoren auf bewährte Motorentechnik aus dem Nutzfahrzeugbereich und modifiziert diese für die eigenen Anwendungen: den 6-Zylinder-Reihenmotor sowie 8-Zylinder-V-Motoren und 12-Zylinder-V-Motoren. Der fachliche Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Nutzfahrzeugsparte ist für die Marinespezialisten sehr wichtig. „Von ihren Erfahrungen haben wir zum Beispiel beim Thema Abgasnachbehandlung profitiert“, berichtet Werner Kübler. „Hier waren Lkw-Motoren ganz klar die Vorreiter. Das Gleiche gilt für die Verbrauchsoptimierung durch die Common-Rail Einspritzung.“

Umgekehrt zahlt sich der Wissensaustausch ebenso aus: MAN Engines entwickelt neben Marinemotoren auch Industrie- sowie On- und Offroadmotoren für Fahrzeuge wie Flughafenbusse, Mähdrescher oder Lokomotiven. Dieses Know-how kommt der Entwicklung von Trucks und Bussen zugute. „Wir sehen in unserem Bereich viele extreme Anwendungen: Yachtmotoren müssen extreme Geschwindigkeiten bringen, Stromerzeuger-Motoren lange Laufzeiten erfüllen und Mähdrescher eine Menge Schmutz und Staub wegstecken. Wir testen ständig aus, wo die Grenzen der Belastung liegen. Wer so in Extreme hineingeht, lernt auch für die Breite“, beschreibt Reiner Rößner den besonderen Synergieeffekt.

SAUBERE MARINEMOTOREN IN DER ERPROBUNG

Am Bodensee in Süddeutschland glühen die Bergspitzen der Alpen rot in der Abendsonne. Auf dem See macht sich der Katamaran „Constanze“ auf den Weg von Friedrichshafen nach Konstanz. Von morgens bis abends pendelt die Fähre der Katamaran-Reederei Bodensee stündlich auf dieser Strecke. Für MAN Engines hat der Katamaran eine besondere Bedeutung, wie Werner Kübler verrät: „Das Schiff wurde 2019 mit zwei neuen MAN D2676 Antriebsmotoren sowie SCR-Katalysatoren in einer komplett neuen Abgasanlage ausgestattet. Hier müssen sich unsere Motoren unter der Dauerbelastung eines Fährbetriebs beweisen, sowohl was Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit als auch Kraftstoffverbrauch und Emissionen angeht.“ Erste Ergebnisse der Felderprobung zeigen, dass sich die Motorkomponenten von MAN auszahlen: Dank ihnen stößt die Constanze deutlich weniger Stickoxide aus als vergleichbare Schiffe und konnte als erstes deutsches Schiff die Abgasnorm EU Stufe V mit einem Werksmotor erfüllen.

Das Thema Emissionen und Abgasnachbehandlung ist für die Betreiber der Yachten wie auch für die Werften gleichermaßen wichtig. Deshalb bietet MAN Engines für Yachtmotoren immer die aktuellsten Emissionszertifikate. „Motoren in der strengen Stufe China II bieten wir unseren Kunden bereits seit mehr als einem Jahr vor dem Inkrafttreten. Das ist ein Vorteil gegenüber dem Wettbewerb und ein Plus für die Umwelt.“, so Kübler. Da im Zuge der Energiewende batterieelektrische Antriebe im MAN- Konzern immer wichtiger werden, greift MAN Engines auch in diesem Bereich auf Technologien und Know-how zurück.

Eine reine E-Yacht werde es in absehbarer Zeit allerdings jedoch nicht geben, ist sich Reiner Rößner sicher: „Die Motorenleistung, die Yachteigner erwarten, lässt sich mit einem reinen batterieelektrischen Antrieb nicht erzielen. Unter anderem weil Batterien viel zu schwer sind.“ Dennoch bietet die Technologie viele Vorteile hinsichtlich Leistungssteigerungen, aber auch was Komfort und Effizienz auf Yachten und Arbeitsbooten anbelangt.

YACHTMOTOREN: EIN GESCHÄFT ZUM VERLIEBEN

Im vielseitigen technologischen Wettbewerb auch in Zukunft die Nase vorn haben – für Werner Kübler ist es diese Herausforderung, die den Markt für Yachtmotoren nicht langweilig werden lässt. „Außerdem ist und bleibt es für alle bei MAN Engines ein absolutes Highlight, Spitzenmotoren für die Schifffahrt zu bauen. Jede Yacht ist etwas Besonderes“, fügt er hinzu. Reiner Rößner geht es ähnlich: „Der Bereich Yachtmotoren bewegt sich zwischen den Polen Hightech und Lifestyle. Das macht ihn anspruchsvoll und emotional zugleich. Es ist sehr einfach, sich in dieses Geschäft zu verlieben.“

Text: Susanne Theisen

Fotos: The Italian Sea Group / AB Yachts

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